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Thomas-Morus-Akademie

 

Annelis Griebler

KSTA 2.12. 1969

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Thomas-Morus-Akademie

Thomas-Morus-Akademie

Sehnsucht nach Geborgenheit

Elfriede Fulda stellt in der Thomas-Morus-Akademie aus

Bensberg. (kk) In der Thomas – Morus – Akademie eröffnete am Samstag Dr. Hermann Boventer eine Ausstellung der Kölner Malerin Elfriede Fulda (48), die 80 Aquarelle, Bilder in Mischtechniken, Entwürfe für Glasfenster und Federzeichnungen zeigt. Interessenten haben bis Februar Gelegenheit, die sehenswerte Ausstellung zu besuchen. Die Künstlerin, die sich ihr Rüstzeug an den Kölner Werkschulen und an der Akademie für Bildende Künste in Stuttgart holte, begann – weil die Kunst nach Brot gehen muss – mit der Gebrauchsgraphik (Buchverlage, Schallplattenfirmen). Seit 1955 wurde sie durch große Glasfenstergestaltungen für sakrale und profane Bauten bekannt. Elfriede Fulda lässt sich weder auf Experimente ein noch in Ismen einordnen. Die Befreiung von der Linie und der vordergründigen Fläche (Ornament) sowie der Vorstoß in die malerische (nicht perspektivische) Räumlichkeit ist ihr ein inneres Anliegen. Künstler, die mit der Gebrauchsgraphik ihr Leben fristen müssen, können das nur stufenweise tun. Das offenbart sich auch in dieser Ausstellung. Fuldas Aqua-relle können zum Beispiel nicht absolut genannt werden, weil sie nicht mit dem Weiß des Papiers arbeitet. Oder: Das Bild „Häuser“ ist noch ganz vom Ornamentalen her geprägt, wie es das Kirchenfenster verlangt. Ihre Befreiung von den Fesseln der Gebrauchsgraphik kommt stark von der Farbe her, die sich kontrastreich besonders in ihre Aquarelle drängt. Das wiederum beweist, dass ihr das Malen nicht nur ausgleichende Betätigung, sondern ein Mittel zur Offenbarung ist. Die stärkste Aussage kommt deshalb bei Elfriede Fulda von der Malerei. Da sind Spuren von Noldes mystisch empfundenen Landschaften, von Kandinsky und Klee. Aber das nur nebenbei. Etwas anderes schaut als Bekenntnis aus vielen Bildern der Künstlerin: die Sehnsucht nach dem Geborgensein in einer hektischen, überzivilisierten Welt, die den Menschen zur Zahl degradiert.

Ganz stark und gekonnt kommt das in vielen ihrer Städte, und Häuserbilder zum Ausdruck, die in fünf Griechenlandbesuchen entstanden. Oft kehren diese Motive wieder. Elfriede Fulda folgte nicht den 08/15-Spuren antiker Göttertempel, sondern hielt Einkehr am Herdfeuer kleiner Häuser in Karstlandschaften – fernab von den Betonwohnmaschinen unserer Ballungsgebiete. Hier wird durch die Kunst offenbar, wie der Mensch westlicher Zivilisation zwischen dem geheimen Wunsch nach häuslicher Intimität und programmierter Wirklichkeit lebt. Malerisch kommt die Sehnsucht nach Geborgenheit in Elfriede Fuldas Bildern oft auch durch ein Symbol zum Ausdruck: den Kreis. Er taucht – konturiert – als Sonne, Mond oder Lichtkranz einer Laterne immer wieder auf und lässt den Wunsch nach Miteinander in der Gemeinschaft nach Fürsorge und Harmonie nach einer überschaubaren Ordnung und der Pflege menschlicher Beziehungen erkennen. Freilich manchmal irrt der Blick der Künstlerin in eine andere Welt („Blumen auf einem anderen Stern“), obwohl diese Welt durch die Mondfahrer desillusioniert wurde. Aber wem geht das nicht gelegentlich einmal so, wenn er an dieser Welt zweifelt? Ein Wort noch zu den Federzeichnungen: Der Strich ist ebenso sparsam (im Weglassen liegt die Kunst) wie feminin. Der Illustrationscharakter überwiegt, manchmal fehlt die Spannung, weil die Zeichnung in der Skizze steckengeblieben ist. Elfriede Fuldas Stärke und künstlerische Ausdruckskraft liegt doch mehr bei der Farbe, die sie wohl in abgestuften Tönen setzt.

Kurt König

Kölnische Rundschau 2. 12. 1969

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